Bild: Markus Werner ©

Vielen Dank liebe Freunde

Als ich krank wurde, fühlte ich mich schnell vom medizinischen System im Stich gelassen. Die entscheidenden Antworten blieben aus. Eine Kur wurde abgelehnt. Ich sollte eine auskurierte Krankheitsursache vorlegen, um auf REHA gehen zu können.

Plötzlich musste ich auf meine eigenen Resourcen schauen, um der Krankheit zu begegnen und auf die Menschen, die mich umgaben. Ich musste wahrnehmen, dass viele Freunde mit meinem kranken Zustand einfach nicht umgehen konnten. Ich bekam viele Ratschläge und fühlte mich bald überfordert. Denn viele schienen die Ursache meiner Erkrankung zu „kennen“ und so wurden mir auch schnell Behandlungsvorschläge gemacht. Ein paar habe ich ausprobiert – leider ohne Erfolg. Letztes Endes musste ich mir also eingestehen, dass ich alleine war.

Ich musste lernen, dass ich die Tatsache akzeptieren musste, dass ich alle Symptome und eigenartigen Körpergefühle während der offiziellen Behandlung selbst spüren musste und dass es für einen Außenstehenden einfach nicht möglich war, sich vorzustellen wie sich das anfühlen würde. Ich hatte viel Vertrauen in die Ärzte gelegt. Doch mein körperlicher Zustand veschlechterte sich von Monat zu Monat und von Behandlung zu Behandlung.

Für meine Partnerin war es besonders schwierig, tagsüber mit Sterbenden zu arbeiten und sich dann am Abend mit einem kranken Mann auseinander zu setzen. All die Pläne, die wir uns über unser Leben gemacht hatten, fielen in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Alles, was blieb, war die Gelegenheit, das Leben von Moment zu Moment zu wertschätzen.

Es war ein tiefes Tal des Übergangs, das ich begonnen hatte zu durchqueren. Ich zog mich von vielen Freunden zurück. Es wurde eine sehr einsame Zeit. Ich versucht mich mit Menschen zu verbinden, die ein ähnliches Schicksal wie ich teilten. Doch durch seltsame Umstände kamen wir nicht in Kontakt. In dieser Zeit wuchs eine Klarheit, den Titel eines kranken Mannes nicht zu akzeptieren. Anstelle dessen war es mir wichtig, Sinn und Vertrauen in den Weg zu finden, der vor mir lag.

In Taizé im letzten Jahr verbrachte ich nach einer langen Phase der Einsamkeit wieder Zeit mit anderen Menschen im Essenszelt. Ich konnte noch nicht an Gesprächen teilnehmen und verbrachte eine Woche in Schweigen. Erst Monate später in Findhorn saß ich dann in einer Gruppe und tauschte mich mit anderen aus – vorsichtig mit viel Bewegung in der Natur.

Ganz langsam begann ich vollständig Verantwortung zu übernehmen für alles, das mir widerfahren war. Gleichzeitig wurde mir auch bewusst, das ich meine Zukunft fort an gestalten müsste und abhängig war von weiteren Entscheidungen und Handlungen.

Jetzt darf ich ein herzliches Danke-Schön aussprechen an alle Freunde, die bereit waren, den Mann gehen zu lassen, den sie kannten. Viele von euch halfen mir durch eigenen Erfahrungen weiter. Danke auch für die Möglichkeit, für so lange Zeit in den Rückzug zu gehen. Ich erfahre gerade, wie viele von euch mich immer wieder herzlich willkommen heißen.

Auch sage ich Danke für das Treffen in Riedenburg. Ich habe Liebe und Verständnis gespürt, Heimat und Zugehörigkeit. Sicher werde ich Hilfe brauchen, wenn ich ins Arbeitsleben zurückkehren kann. Momentan fühle ichmich eher noch mit Heilung beschäftigt.

Gut, daß ihr da seid!