Juni 2018

Im Land der Katharer

Machtkampf des Klerus gegen die „Reinen“

„Sie sind im Land der Katharer“

… so wurde ich bei meiner Ankunft in Südfrankreich begrüßt. Es ist eine Gegend an das Mittelmeer grenzend, mit den steil aufragenden Pyräneen im Inland.

Alles, was man über die Katharer – den „Reinen“ ( aus dem Griechischen καθαρός (katharós „rein“) ) – wirklich weiß ist, dass sie im 11. und 12.Jahrhundert eine Blütezeit erlebten. Im Europa des 11.Jahrhunderts kam es zu einer Entfaltung der Geld- und Warenwirtschaft, begleitet von einer Expansion der Städte. Adel und Kirche versuchten ihren Teil des Profits aus Abgaben und Krediten zu ziehen. Das Materielle wurde von Wanderpredigern als unrein erklärt. Sündenvergebung versprachen sie durch einfaches Handauflegen und nicht durch den kostenspieligen Sündenerlass der Kirche. In dieser Zeit entwickelten sich die Katharer als eine der größten religiösen Laienbewegungen des Mittelalters. Für die etablierte Kirche des Papstes war das eine gefährliche Bedrohung. Von Papst Alexander III. wurden sie erstmals verurteilt und exkommuniziert. Ein Kreuzzug wurde gegen sie geführt und die Inquisition überwachte sie aufs Kleinste. Zwischen 1209 und 1310 wurden sie vollkommen vernichtet.

© wernermarkus.com

Im kleinen Bergdorf „Montsegur“ erinnert eine Stele an der Schlossruine noch heute an die Verbrennung von 200 Katharern, die lieber den Feuertod vorzogen als ihrem Glauben abzusagen.

Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter als ich an dem Ehrendenkmal stehe. Vielleicht ist es mit eine Erklärung für meine Entscheidung aus der Kirche auszutreten. Immer schon war ich auf dem Suchen nach dem wahren Glauben. Es ist eine Bewegung, die aus dem Inneren kommt, die mich auf einen Weg setzt, um Erfahrungen zu sammeln und mich zu erinnern. Das Außen bildet oft ein Abbild meines inneren Erlebens. So gibt mir dieser Ort die Möglichkeit, innezuhalten und nachzuspüren. Dieser Ort ist friedlich. Ich höre keine Schreie oder Kämpfe. Hier spiegelt sich das Einlassen in sein Schicksal wieder. Es gilt nichts zu retten, denn das, was man hinter sich lässt, ist vergänglich.

Ich frage mich, an was die Katharer wohl dachten, als sich die letzten Atemzüge in den Flammen der brennenden Scheiterhaufen nahmen. Sahen sie ihre Peiniger oder hatten sie ihre Augen gen Himmel gerichtet und warteten geduldig auf ihre Erlösung?

Erstaunlicherweise habe ich das Gefühl von Wissen mehr wie Glauben.

Da muss etwas in diesen Menschen gewesen sein, das unverrückbar war und sie zu diesem letzten Schritt in ihrem Leben sogar noch ermutigt hat. Sogar der Chronist Peter von Vaux-de-Cernay berichtet von einem freiwilligen Feuertod:

Man errichtete einen großen Scheiterhaufen und warf sie alle hinein. In Wahrheit hatten die Unseren es nicht nötig, sie hineinzuwerfen. Sie stürzten sich selbst ins Feuer, so sehr beharrten sie auf dem Bösen.

Da die Inquisition die Selbstzeugnisse der Katharer mit dem gleichen Eifer vernichtet hat wie diese selbst, kennen wir deren Glauben und deren Kult nur durch die gegen sie gerichtete Propaganda. Durch meine Begegnung mit den Katharern taucht ein weiterer Mythos auf: der heilige Gral.

Betrachtet man den Landstrich aus geomantischer Sicht, zeigt sich einem ein Landschaftstempel, der im Süden Frankreichs beginnt und sich bis in den Norden Schottlands zieht. Peter Dawkins nennt diese Linie die „Gralslinie“. Im Golf von Lion liegt das Wurzelchakra – am Berg Ben More das Stirnchakra. Eine ausführliche Grafik gibt es hier auf seiner Webseite: PDF-Download. Demnach bin ich intuitiv in das Wurzelchakra gefahren.

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Wenige Autostunden von Montsegur entfernt finde ich nahe einer kleinen verlassenen Burg eine Art Unterschlupf im Fels mit Zeichnungen, die laut Beschreibung auf einer Tafel am Höhleneingang von Katharern hinterlassen sein könnte. Ich höre von Erzählungen, dass der Gral von drei Katharern aus der Burg von Carcasonne hierher gebracht worden sein soll. Etwas Sagenumwobenes umgibt mich hier plötzlich und deutet auf einen Ort in meinem Inneren hin.

Der heilige Gral soll genau der Kelch sein, den Jesus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern bei der ersten Kommunion des christlichen Abendlandes verwendet hat. Inzwischen gibt es Hinweise, dass dieser Kelch tatsächlich in Spanien ausgestellt sein könnte. Wieder andere Quellen gehen davon aus, dass es sich bei dem „Heiligen Gral“ nicht um einen Gegenstand, sondern um eine wichtige Figur in der Geschichte von Jesus gehandelt haben soll. Dabei fällt der Name von Maria Magdalena. Möglicherweise sollen Jesus und Maria Magdalena auch ein Kind gehabt haben. Damit stünde eine Blutslinie von Jesus Nachkommen im Raum und der Gral wäre mit dem Blut dieser Erben verbunden. Immer wieder taucht das Symbol des Grals an Felswänden und in Höhlen auf und deutet darauf hin, dass diese Mysterium bis heute nichts an seiner Bedeutung verloren hat.

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Außerdem wird hier eine Geschichte um das Geheimnis von Rennes-le-Chateau erzählt. Der ehemalige Pfarrer der Dorfgemeinschaft, Abbé Bérenger Saunière, hat sie ab 1891 renovieren und umgestalten lassen. Er soll in seiner Amtszeit zu erheblichem Reichtum gekommen sein und sein Geheimnis an seine Haushälterin weitergegeben haben, die es allerdings mit ins Grab nahm. In den letzten Jahrzehnten wurde viel spekuliert. Durch das pseudowissenschatliche Buch „Der heilige Gral und seine Erben“ hat der Ort mitten in den Einöden der Berge Südfrankreichs an Aufmerksamkeit gewonnen. Direkt über dem Portal der kleinen Kirche ist eine Inschrift eingemeißelt. Sie besagt: „Dieser Ort ist schrecklich“. Der Satz ist nicht vollständig abgebildet und deutet auf ein Zitat aus Genesis 28,17 (Jakobs Traum) hin. Darin heißt es:

Dieser Ort ist schrecklich, es ist das Haus Gottes, das Tor zum Himmel.

Die Thesen von „Der heilige Gral und seine Erben“ dienten Dan Brown als Vorlage für seinen Roman „Sakrileg“. Was fasziniert Millionen von Kinobesuchern und was treibt Menschen noch heute dazu, sich auf die Gralssuche zu machen?

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