Mai 2020

Immunsystem im Rampenlicht

Wie ein Virus die Menschheit stoppt

Wer hätte das für möglich gehalten: ein Virus legt die ganze Welt lahm. In den letzten Jahren waren immer wieder Viren in den Medien aufgetaucht. Es wurde von der Schweinegrippe – dem Influenza-A-Virus H1N1 – berichtet. Die Vogelgrippe – Influenza-A-Virus H7N9 – wurde zur Gefahr für den Menschen 2013. Das Zikka-Virus wurde 2015 aufwärts in Süd-, Mittelamerika und der Karibik beobachtet. Das SARS-Virus – SARS-CoV1 sorgte 2003 für Schlagzeilen. 2012 tauchte es erneut auf als MERS-CoV. Viele werden sich auch an unzählige Beiträge über das HIV-Virus erinnern. Namhafte Persönlichkeiten wie Freddie Mercury verstarben an AIDS. Diesmal hat das Corona SARS-CoV2-Virus eine weltweite Pandemie hervorgebracht mit einem Shutdown der Wirtschaft und tiefen Eingriffen in unsere Grundrechte – der zweite Shutdown in meinem Leben.

Vor vier Jahren hatte ich bereits einen Shutdown miterlebt. Das war die Diagnose meiner Blutkrebserkrankung. Da war ich mit meiner Partnerin vor einer Herausforderung der Superlative gestanden. Jetzt spielt sich alles noch einmal vor meinen Augen ab. Diesmal aber betrifft es die ganze Welt.

Ich bin erstaunt über die Ähnlichkeiten im Erleben vieler meiner Mitmenschen, die mir jetzt von ähnlichen Reaktionen und Auseinandersetzungen im Angesicht der Pandemie berichten.

Mein Shutdown spielte sich in einer funktionierenden Gesellschaft ab, auf die ich bei meinem Wiederaufbau vertrauen wollte. Heute verliert die Welt diese Unterstützungsfunktion. Plötzlich gibt es Hunderttausende, die sterben, Millionen von Menschen, die ihre Arbeit verlieren. Beobachte ich jetzt die Maßnahmen im Umgang mit der weltweiten Corona-Pandemie, so kann ich Parallelen ziehen.

Noch einmal beleuchte ich die beiden Krisen:

  1. Beim Ausbruch der Pandemie wie auch beim Ausbruch meiner Erkrankung wird eine mögliche Bedrohung meines Lebens angenommen.
  2. Die Bedrohung beruht auf statistischen Zahlen ähnlicher Fälle.
  3. Maßnahmen werden schnellstmöglich eingeleitet, um die Gefahr zu bannen.
  4. Man orientiert sich an Normwerten und Fallbeispielen anderer Erkrankter.
  5. Die Forschung der letzten Jahrzehnte, sowie die neuesten Erkenntnisse fließen in die Behandlung ein.
  6. Die unmittelbare Zeit vor meiner Erkrankung wird nur grob abgefragt.
  7. Die Ursache der Mutation des SARS-Virus ist nicht bekannt. Jährlich mutieren Viren.

Der Umgang mit der Krise war in beiden Fällen ähnlich. Die Kosten für das Auffangen unseres Wirtschaftssystems sind immens hoch. Gleiches gilt für mein Privatvermögen.

Erst einmal ist Zeit gewonnen und etwas stabilisiert.

Die Fragen kommen später. Sie liegen nahe. Das erste Mal will ich mir diese grundlegenden Fragen stellen, die mich tief beschäftigen.

Was verursacht einen so rapiden Einbruch in meinem Immunsystems?
Was nennen wir eigentlich das Immunsystem?
Was ist Erkrankung?

Ich bin mitten in einem Thriller, der noch kein Ende gefunden hat.