Juni 2018

Maria in Lourdes

Hinweis auf ein fehlendes Puzzlestück

Zurück zu den Plasmafeld-Sitzungen in Perpignan … In den Mittagspausen habe ich oft noch Zeit, bevor mich der Bus zurück zum Campingplatz am Strand bringt. Ich suche nach einem kühlen Raum für die Zeit meines Restaufenthalts in der Stadt. Das ist bitter nötig, denn die Temperaturen liegen inzwischen täglich bei eta 36° Celsius. Ich werde fündig. Die Kirche mit dem Namen „Sankt Johannes dem Täufer“ ist geöffnet und ich finde ein vertrautes Seitenschiff wieder: die „Maria der unbefleckten Empfängnis“ von Lourdes.

© wernermarkus.com

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In ihrer Gegenwart macht sich in mir ein vertrautes Gefühl breit. Von Perpignan nach Lourdes sind es noch gut zwei Tagesfahrten mit dem Camper. In meinem Zustand mit dem immer noch bestehenden Schwindel scheint es mir fast unmöglich, diese Tour anzutreten. Da ich aber nicht „wissen“ muss, lasse ich mir die Möglichkeit offen und besuche die Kirche nach Möglichkeit, um zu beten.

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In den letzen Wochen meines Aufenthalts in Südfrankreich fällt mir immer wieder auf, wie akribisch doch auf die Ausgeglichenheit von männlichen und weiblichen Heiligen geachtet wird. Selbst Jesus und Maria (Magdalena) werden in gleicher Größe – ebenbürtig dargestellt.

Das erzeugt in mir ein tieferes Gefühl des Vertrauens und der Wahrheit. Hier wird ein archetypisches Symbol aufgegriffen: das heilige Paar. Dieses Paar taucht auch in der Tarotkarte der „Liebenden“ auf.

Schaut man sich die Karte genauer an, entsteht über dem heiligen Paar etwas Drittes – ein Feld – ein Ausdruck ihrer Liebe – eine Verbindung – etwas Größeres. Der heilige Geist?

Wenn man sich die gleiche Karte aus einem der frühesten Tarot-Decks ansieht, das in Paris um das Jahr 1650 gedruckt wurde, fällt eine weitere Person auf, die zwischen einem Mann und einer Frau stehen, die Umhänge und einen Kopfschmuck tragen. Das verändert die ganze Szenerie komplett. Auch der Engel erscheint hier in einer Art Blase und ist nun der geflügelte Cupido. Die vierte Figur wurde später durch einen Berg ersetzt. Werfen wir einen Blick auf eine Dokumentation über das „Rätsel Maria“:

In der Grabeskirche von Maria Magdalena sind Jesus und seine angebliche Frau ausgestellt. Beide zeigen in ihren Handhaltungen sehr einladende Gesten, so als wollten sie den Betrachter – egal welchen Standes – direkt in eines der größten Geheimnissse des Glaubens einführen: Den Weg zurück in das Paradies? Jesus zeigt auf ein Herz.

Im Evangelium von Maria Magdalena gibt es eine Unterhaltung zwischen Jesus und Maria. Maria hat den Heiland in einer Vision gesehen. Johannes führt uns in die Geschichte ein:

Die Engel sagten zu ihr: „Frau, warum weinst du?“ Sie antwortete ihnen: „Man hat meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.“ Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: „Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.“ Jesus sagte zu ihr: „Maria!“ Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf Hebräisch zu ihm: „Rabbuni!“, das heißt: „Meister“.

Johannes 20:13-16

Im Evangelium von Maria fragt sie nun:

„Herr, sage mir nun, wer deine Erscheinung schaut, in diesem Moment, sieht er sie durch die Psyche (Seele) oder durch das Pneuma (Geist)?“

Der Erlöser antwortete: „Weder durch die Seele noch durch das Pneuma; sondern der „Nous“, der zwischen diesen beiden steht, er ist es, der sieht, und er ist es auch, der […]“

[Seite 10] in der Übersetzung von Jean-Yves Leloup

Die Gnostiker zur Zeit des frühen Christentums glaubten an eine persönliche Erfahrung von Gott. Wie auch bei den Katharern hatten Frauen eine gleichwertige Stellung.

Etwas zieht mich. Daran gibt es keinen Zweifel und so mache ich mich auf zu einem Ort, wo ich dieser Maria am ehesten begegnen kann.

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Am Fuße der Pyrenäen entlang zieht es mich Richtung Lourdes. Ich kenne bereits einen geeigneten Campingplatz von meinem letzten Besuch im Jahr 2008. Diesmal erreiche ich den Heilort erkrankt. Diesmal bete ich mit der Intention meiner Heilung. Wie auch schon beim ersten Mal legt mich die Energie erst einmal flach. Im gesundem Zustand hatte ich das Energiefeld dieses Platzes bereits 50km vor meiner Ankunft gespürt. Ich ziehe es also am ersten Abend vor, einfach zu schlafen und einen Spaziergang zum Gelände auf den nächsten Tag zu verschieben.

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Es ist schwer zu beschreiben, was ich in Lourdes spüre. Definitiv ist da eine Art Heimkommen. Aber ist dieses Heimkommen nicht nur das Gefühl einer gewohnten Umgebung? Ich nehme mir vor, offen zu sein. Die Menschen gehen hier anders miteinander um. Pflege und die Sorge um die Kranken, die hier täglich zu Hunderten anreisen sind die Leitmotive vieler junger Frauen, die in den Gewändern von Schwestern und Nonnen ihre Arbeit verrichten. Nirgendwo habe ich diese Energie angefunden – eine Energie von wirklichem Interesse und einer Hingabe an den Nächsten.

Ich entschließe mich für meine Heilung ein Bad zur Reinigung meines Energiefeldes zu machen. Ich zünde eine große Kerze an, spendiert von meiner Partnerin. Und dann … gibt es nichts mehr zu tun. Ich bete einfach. Ich sitze in Stille. Und ich fühle die Präsenz einer Kraft, die ich in keiner anderen Kirche finde. Ich schaue auf und sehe das Gesicht von Maria. In meinen Augen blicke ich in das Anlitz von Maria Magdalena, die mit einem Lächeln ein tiefes Geheimnis hält, das sie mit Jesus gelebt und geteilt hat. Das Geheimnis der wahren Menschwerdung: Göttlich und auf Erden. Und sie lädt mich ein …

DURCH MARIA ZU JESUS!

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