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Ich suche nicht – ich finde

Ich suche nicht – ich finde
Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen und ein
Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuen.
Finden – das ist das völlig Neue!

Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen und was gefunden wird,
ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!

PABLE PICASSO

Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die sich
im Ungeborgenen geborgen wissen, die in die Ungewissheit, in die Führerlosigkeit
geführt werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen, die sich
vom Ziel ziehen lassen und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt –
das Ziel bestimmen.

Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis im Außen und Innern: das ist das Wesenhafte
des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade
des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.

PABLO PICASSO

Welch‘ starke Worte! Das NEUE kann nur gefunden werden. Das Suchen nach Neuem – so lese ich aus den Zeilen – ist aussichtslos.

Als ich 2008 in meinen Aufbruch ging, hatte ich meinen Blick nach außen gerichtet. Da gab es viel Neues für mich zu entdecken: Ökodörfer, Gemeinschaften und spirituelle Erfahrungen, an die ich bis dato gar nicht denken konnte. Ich war wie ein Schwamm, der sich mit dem „NEUEN“ fütterte, in dem er es einfach aufsaugte. Ich dachte, dass ich auf der richtigen Spur wäre. Ich dachte, ich sei „ON TRACK“. Da war die Lebensfreude, die ich seit Jahren vermisst hatte und die sich jetzt wie das Wasser, das aus einem gebrochenen Damm bricht, ihren Weg bahnte. Es war überwältigend an vielen Stellen.

Jetzt – da sich viele meiner Wahrnehmungen und Erlebnisse um die Symptome einer von Ärzten diagnostizierten Krankheit drehen, ist die Annahme meines Lebensstroms, der das Aussehen von Schmerz und Schwindel hat, nicht mehr ganz so leicht. Die Akzeptieren eines Zustands in mir, der mich in der Außenwelt völlig lahmlegt, ist schwierig. Gleichzeitig spüre ich, dass sich all meine Aufmerksamkeit auf die Innenwelt richtet. Was erlebe ich gerade? Was ist neu?

Ungewollt bin ich in einen Zustand gestoßen worden, der mich abhängig von anderen macht. Die gegenseitige Abhängigkeit von allem Leben ist mir nie stärker aufgefallen als genau JETZT. Die Jahre der Selbstverwirklichung enden an einer Stelle, an der ich ausruhen und neu hinspüren will. Ich suche einen Platz in der Welt, wo das möglich ist – einen HEILPLATZ. Es erschließt sich keiner für mich. Den Platz, den ich mir wünsche, gibt es noch nicht. Ich brauche Zeit. Ich brauche Ruhe. Ich brauche Raum.

Das ist NEU. Ich spüre Realitäten jenseits der Hektik des Alltags, jenseits des Erfüllen-müssens, jenseits von Verpflichtungen, für andere da zu sein oder mich um die Welt zu kümmern. Da tut sich ein Raum auf, der mich ins SEIN schmeißt. Ich spüre Gedankenmuster, die mir wie Geister begegnen und mir eine Welt vorspielen, die ich nicht fühlen kann. Kritische Stimmen erheben sich in mir und lassen mich zusammenzucken: Was leistest du eigentlich noch? Du bist doch gar kein produktives Mitglied der Gesellschaft mehr!

Ich ATME.

Hinter den Stimmen wird es leichter. Räume tun sich auf. Es sind Vorstellungswelten, Phantasien, Utopien und Visionen. Ich spüre verstärkt Energien. Da gibt es Energien, die sich wie Schafe zu Herden zusammenschließen und Felder bilden. Da gibt es Energien, die angenehme Körpererfahrungen produzieren. Da gibt es Energien, die meinen Körper erstarren lassen oder in Anspannung setzen. Da gibt es Energien, die sich wie Feuer anfühlen und Energien, die chaotisch einfach durch mein Bewusstsein ziehen und keine Spuren hinterlassen.

Ich ATME.
Ich SPÜRE.
Ich BIN.

Eine große Liebe durchzieht meine Akzeptanz. Ich verurteile nichts. Ich lasse es geschehen. Ich will nicht mehr verändern. Ich will dem Prozess nicht im Weg stehen. Ich weiß nicht, was kommt. Aber ich spüre die Frau, die mit mir die Zeilen von Picasso geteilt hat und ich fühle eine andere Energie, die sich erhebt und Richtung hat. Ich kenne die Energie. Es scheint eine Energie zu sein, die ich schon zu Urzeiten kannte. Wenn es Inkarnationen gibt, dann geht diese Energie zurück zum Beginn aller Zeit. Es fühlt sich warm an und annehmend. Ich fühle mich getragen und bestätigt in meinem SEIN. Ich fühle mich geliebt und angenommen. Ich fühle und tauche ein. Ich bin versorgt und genährt. Da ist Überfluss und Freude über das Gefühl von Heimkommen. Ich bin, der ich bin – egal in welcher Erscheinungsform – ein Ausdruck einer göttlichen Kraft – ein Ausdruck der Schöpfung.

JETZT will ich nicht mehr SUCHEN. Ich FINDE – EINFACH SO.