Quelle/Source: Findhorn Foundation – findhorn.org

Der NEW STORY SUMMIT in Findhorn

Welche Herausforderung sich die Lebensgemeinschaft der FINDHORN FOUNDATION im Norden Schottlands angenommen hat, als sie den New Story Summit ins Leben gerufen hatte. Für eine Gemeinschaft aus lauter alten Hasen, was Coaching, Konfliktmanagement, Familienstellen, transpersonale Psychologie, Quantenphysik, Permakultur, Naturwesen und Heilung auf allen möglichen Ebenen des SEINS anbelangt, scheint eine Konferenz zunächst keine Herausforderung darzustellen – doch eine Konferenz sollte es nicht werden und die Realität zeigte ANDERES.

Was tun, wenn sich 340 Teilnehmer aus der gesamten Welt aufmachen, um die neue Geschichte der Menschheit zu finden, zu erzählen, zu leben, zu tanzen und in Ritual zu bringen, etc.?

Vorweg schon einmal: die Gemeinschaft vor Ort hat dieses Kunststück (meines Erachtens) mit Bravour gemeistert und doch sind Organisatoren und Publikum auf gewisse Weise gescheitert, denn die „neue Geschichte“ lässt sich nicht einfangen. Das ist mein Resümee als teilnehmender Beobachter eines Webstreams und Mitlied eines kleinen HUBs innerhalb einer Telefonkonferenz. Von den Phasen eines guten Scott-Peck Prozesses war alles dabei: Chaos, Entleerung und Durchrutschen? Zu Letzterem kann ich nicht viel sagen. Da hätte ich vor Ort sein müssen. Doch von Anfang an.

Zu meiner persönlichen Erfahrung:
Es hatten sich in unserem Hub 10 Menschen angemeldet, die sich online über Telefon verbinden wollten.

1. Nur 4 Menschen waren beim ersten Telefon beisammen.
2. Von den restlichen Personen habe ich weiter nichts mehr gehört bis jetzt – gedankt sei Alias und Co im Social Network.
3. Alleine nur das Einlassen der anderen drei und die Energien in Findhorn haben bis Kassel Einfluss auf mich gehabt.

Was für eine Spannung in der Luft lag, sich mit der „Neuen Geschichte“ der Menschheit zu befassen! Bereits in den Vorgesprächen war das spürbar. Eine Meditation wurde erarbeitet, um einen heiligen Raum zu eröffnen. Die täglichen Eintritte in diesen fand ist als heilsam, als notwenig und letztlich sogar als überlebenswichtig für den Prozess, der kam.

DAY1

This story is not new! This story goes back to very ancient times. But there is something that seems to be stuck. We’ve asked our self what might be wrong. As a narrative the new story might be not compelling enough (we are exploring) to reach through what is stuck.

Nach einer wunderbaren Eröffnungszeremonie wurde der Kontext der Veranstaltung gesetzt: die neue Geschichte. Ein buntes Gemenge von Rednern – alt und jung – schwarz oder weiss – bekannt und unbekannt geben sich das Saalmikrofon in die Hand und es wurde klar: Jeder hat Etwas zu erzählen und es gibt viele Geschichten zu erzählen – Geschichten von Krieg und Opfer, aber auch Geschichten des Friedens und der Versöhnung. Es fielen Worte der Poesie und Zeilen der Betroffenheit. Mir blieb das Gefühl, dass der Raum schwanger war von Etwas. Parodie und Tanz rundeten die Konferenz ab.

Im Podium trafen sich die Weisheit von Vorfahren und Ahnen. Welchen Stellenwert hat Tradition, wenn man eine neue Geschichte schreiben will? Diese Fragen gingen mir im Kopf herum und ich ertappte mich nicht nur einmal dabei, wie ich mich fragte, wie bei all der vorgefertigten Weisheit vieler Generationen vor uns, etwas NEUES entstehen sollte.

DAY2

Es ist unglaublich zu sehen, wie unterschiedlich wir Menschen „ticken“ – wie deutlich unsere Herkunft und Kultur zu spüren ist. An einem Ort wie Findhorn treffen sich Menschen aus aller Welt schon seit mehr als 50 Jahren. Dieses Mal wird mir bewusst, wieviel wir teilen können. Meine Stretching-Zone – die Zone, in der ich meine Komfortzone verlasse – ist die von Charles Eisenstein vorgeschlagene Kultur der Gift-Economy – eine Geschenk-Ökonomie. Ich biete meine DVD „Follow the rainbow to Findhorn“ für den Selbstkostenpreis an und bin überrascht, wieviel Menschen bereit sind zu geben. Ein Glaubenssatz des Mangels fliegt auf in mir und ich erkenne, dass wir so reich sind, wie wir bereit sind zu geben.

Charles Eisenstein und Satish Kumara treten auf.

Wir bewegen uns als Individuen und als Gesellschaft von einem Bewusstsein des Getrenntseins hin zu einem Bewusstsein der Einheit. Verschwinden dann die Grenzen? Wie bringen wir die Verschiedenartigkeit und das Gefühl von Einheit zusammen?

Viel spannender drängt sich mir aber die Frage auf, ob wir mit Begriffen die neue Geschichte greifen können. Satish Kumara vergleicht die neue Geschichte mit der „HERO’s JOURNEY“ und bezeichnet sich als Weltpilger. Ja – ich fühle mich diesem Gefühl und den Gedanken verbunden. Sie sind so stark auch die Reise in meinem Leben. Aber beschreibt das die neue Geschichte ausreichend? Ich fühle ein klares „Nicht nur“.

Ein paar Sätze, die mich sehr berührt haben:

Never again will there be only one story being told as the only true one!

We need to build a movement with the power of story, of vision, of action. (Drew Dellinger)
Let’s planetize the movement!

For the hope we gather!

Are we just following the old system? … We are at a historic moment of choice! (Naresh Giangrande)
The industrial growth system is already dead!

DAY3

Die nächste Runde stellt sich vor. Werden wieder „Experten“ sprechen? Ein gewisser Unmut wird in mir wach. Ja es sind Erfahrungen, die diese Menschen teilen. Teilweise sind die Erfahrungen tief. Es sind ihre Lebenserfahrungen. Mache ich sie also zu Experten? Jeder wird gehört! Wirklich jeder?!

Ich spüre, dass es wichig ist, mich und niemanden zu identifizieren. Auch die Geschichte lässt sich nicht in Rahmen packen. Ich spüre, dass Geschichten immer auch limitieren. Ist es schon Zeit, Geschichten zu erzählen? Vielleicht geht es erst einmal darum, im Unbegrenzten zu bleiben?

Vorallem aber ist deutlich, dass der Wandel in uns anfängt: immer wieder. Es geht nicht darum, zu warten, bis Etwas im Außen passiert. Ich schaue also nach innen und finde dort alles wieder, was ich auch im Aussen wahrnehme. Ich erinnere mich an buddhistische Meditationen, denke an das Höhlengleichnis von Plato.

DAY4

Wände werden aufgebaut und es bilden sich Gruppen und bieten sich im Open Space Meeting an für Zusammenkünfte, Diskussionen und Austausch. Es fallen Worte wie „Lichtzentren“ … Ideen werden in den Raum gestellt, lang gehegte Visionen finden Ausdruck im Raum oder in den Gruppen. In den letzten Jahren ist schon viel gearbeitet worden und Vorstellungen und Lösungen drängen sich auf, wollen erörtert werden. Gleichzeitig regt sich aber auch ein deutlicher Widerstand gegen die Struktur und das eingefahrene Wissen. „We don’t know“ wird laut ausgesprochen und damit der andere Pol bekräftigt: Es braucht für das Erkennen des Neuen auch ein Loslassen des Alten.

Es wird deutlicher, dass wir uns an einem Punkt zwischen dem Vermächtnis unserer Vorfahren und den Hoffnungen und Erwartungen für eine Zukunft befinden. Das fühlen dieses Punktes lässt mich erschauern. Ich spüre die Macht der Handlung, spüre Verantwortung und ein grosses Nicht-Wissen gleichzeitig.

Wenn ich an meine vergangenen Erfahrungen denke, dann wird mir klar, dass es für einen Übergang in Etwas Neues vorallem Heilung, Vergebung und Loslassen braucht. Wir müssen wieder lernen, einander zu vertrauen. Wir brauchen Plätze, auf denen unsere Ganzheit wieder gefragt ist, wo wir uns radikal vertrauen ohne das Ganze aus dem Auge zu verlieren. Keiner unserer inneren Anteile darf ausgeschlossen sein, denn dann arbeiten diese Teile in unserem Unbewussten – wie die so benannten und gefürchteten „Terroristen“.

Zwei Sätze, die hängen bleiben:

A person is anothers person’s medicine!
Time is not money … Time is the other!

DAY5

Struktur und Chaos werden deutlicher und treffen intensiver aufeinander. Etwas passiert in uns allen, das wir nicht verstehen. Wie gehen wir damit um? In Findhorn bricht eine sehr persönliche Diskussion aus. Am Ende wird gesprochen und gearbeitet. Die Trennung ist deutlich. Sie ist in uns. Die anfänglich geschlossene Gruppe löst sich auf.

In mir taucht die Frage meiner Zugehörigkeit in der neuen Geschichte auf – einer Geschichte, die noch nicht geschrieben ist. Wo ist ein/mein sinnvolles Wirkfeld?

Inzwischen habe ich viel gehört und es wird langsam ein Bild sichtbar: nicht DAS Bild, sondern eine fliessende Aneinanderreihung von Perlen, die austauschbar sind und zu jeder Perle gibt es einen Workshop in Findhorn.

Treffen für Initiationen, Nicht-kontrollierte Organisationen, Hilfe für den Wandel in Einzelnen, Verbundenheit erfahren, SEIN statt TUN, Mit Kindern und Jugendlichen Wandel spielen, den Rat aller Wesen einladen, Netzwerk für Jugendliche, Arbeit mit subtilen Worten, der kollektive Schatten, die Kriegernatur der Frau, Rat von Jugendlichen und Alten, Möglichkeiten für den nächsten Level, das Herz des Ecovillage Networks, Welche Geschichten erzählen wir Kindern?, Geschichte des Matriarchats, Ho Oponopono, Kosmologische Bilder, Mutter Erde in Regierungen, Heilung durch Bewegung, eine neue Geschichte von Tod und Sterben, Neues Recht, Vertrauen und Misstrauen in ökologischen Bewegungen, das Reich der Nicht-Worte, das Lichtnetz von Lichtwesen, Nackte Wahrheit im Hot Top, Schüchtern und poetisch

In einer Pionierphase und darin finde ich mich geht es um AUSPROBIEREN.

Der Satz des Tages:

Trust the process!

DAY6

Ein Ritual am Vortag – ein Tanz und eine Fishbowlrunde. Jetzt ist Zeit für Gefühle – jeder spricht von sich. DAS IST ES! fühle ich und bin begeistert, dass in den Strukturen Raum besteht dafür. Ich lerne. Jemand fragt das I Ging: Was wird der Summit bringen?

I Ging 54: You must go through a transition that is beyond your control. In the end it will reveal your hidden potential and open a whole knew field of activity. This is now under way, but you can do nothing about it. Trying to impose order or to leave the situation would close the way. This transformation reflects a deep perhaps unacknowledged need: be receiptive and adaptable. Act through the woman and the Yin. This process is both an end and a new beginning. […]

Was müssen wir mehr wissen? WE ARE CREATING THE NEW STORY EVERY MOMENT THROUGH THE WAY WE ARE.

DAY7

Ich empfinde die Menschen auf der Konferenz als angebundener. Vielleicht bin ich selbst angebundener mit etwas Größerem, das vielleicht die neue Geschichte ist oder zumindest in diese hineinführt.

Auch unsere Gruppe (4 Menschen) schickt eine Botschaft nach Findhorn:

We have a small group of 4 engaged people connecting by teleconference and our own forum and chat room. Separately but yet together we have been absorbing the energy and the information flow coming out of Findhorn over the last few days. We connect at least daily to exchange ideas and discuss the latest session/s. Within our group the theme of Children, Family, Elderly and Community has emerged as of critical importance for us. It’s about our relationship to each other, to children, old people to the earth and all her creatures. We hold a sacred space with a visualisation meditation to start and finish each call. This has created a wonderful open environment for sharing from the heart. The following describes the thread we would like to offer into the New Story Story: Today we found ourselves realising that it was in the sharing from the heart that the answers will come, emerge, evolve. Our feeling is that this would be a great way for everyone to move forward together. Through deep sharing of our own stories and emotions we will find the place of connection and the edge where we can move forward together. So what we storytellers of the new future story need are stages. THANKS to Findhorn there is one more of the many stages popping up everywhere on earth. No single story is needed, we need to celebrate life together and to tell our stories, so the new story will develope around the fire and on the stage as it forms and reforms over the centuries Findhorn with its magic and wonder with its belief in other worlds and energies is the perfect place to remember storytelling.

THE DAY AFTER

Die Tage nach dem Kongress sind Herausforderung, denn wie kommt die neue Geschichte durch mich ins Leben? Auch ich will mich weiter dem grossen Unbekannten stellen, das durch mich hindurch wirken will.

4 Kommentare

  • Danke Markus für Deine Zusammenfassung des Events! Im Nachhinein ist für mich als Außenstehenden die Intention des Summit nun etwas verständlicher und greifbarer geworden.

    Jedoch stellt sich automatisch die Frage, wie nun, ausgehend von dieser scheinbar doch sehr persönlichen Konferenz, konkrete Impulse für eine „neue Geschichte der Menschheit“ in die Welt getragen werden (sollen).

    Ich würde mich daher sehr freuen, wenn Du über die weiteren Entwicklungen in Findhorn berichtest.

    Vielen Dank und schöne Grüße
    Nils

  • Das werde ich gerne tun. Hier gibt es eine FACEBOOKseite, die sich weiter mit dem Summit beschäftigt.
    https://www.facebook.com/FindhornNewStoryCommunity?fref=ts

    Hier ein Bericht aus London:
    http://positivenews.org.uk/2014/community/16550/drafting-humanitys-story/

    Eine wichtige Erkenntnis ist, dass wir auf keinen mehr warten müssen und wir auch keine Helden mehr brauchen.
    Wir sind diejenigen, die mit der Veränderung anfangen und das ist natürlich nicht immer leicht. Da stellen sich Fragen wie:

    Bin ich in der Liebe mit mir und mit anderen?
    Was bedeutet das für mich und andere?
    Was ist mein Potential, das ich in die Welt bringen möchte?
    Nützt es?
    Kann ich durch persönliche Durststrecken gehen?
    Kann ich flexible bleiben und selbst der Wandel sein?
    Glaube ich an „richtig“ und „falsch“ und polarisiere damit?
    Habe ich Visionen? Wie sehen sie konkret aus?
    Was kann ich geben?

    Danke für deinen Kommentar! Zeigt auch mir noch einmal, welchen Herausforderungen wir Pioniere gegenüberstehen.
    Markus

  • Danke Markus für deine Zusammenfassung von dem Summit. Sehr durchgedacht und klar. Ich bin überzeugt, dass auf einer energetischen Ebene vieles Positives durch den Prozessen in Findhorn passiert ist, gerade weil es in Chaos zusammen gebrochen war.

    Für mich wurde es durch den Summit Prozessen klar, dass jeder von uns eine Geschichte hat und in dieser wunderschönen Vielfalt liegt unser Hoffnung. Es gibt kein Einzel Geschichte mehr. Durch den Vielfalt liegt die Stärke! Keine muss Expert sein, jeder braucht sich selber zu sein, seine eigene Erfahrung und Weisheiten reichen vollkommen aus. Das Potentielle steckt in uns alle: Wir müssen selbst Vertrauen und selbst Liebe haben und von unseren Herzen agieren.

    Das Chaos war und ist nötig um etwas Neues wachsen zu lassen. Dieselben Chaos findet in unseren inneren Welten wie im außen Welt gerade statt. Der Wandel ist schon da.

    ‚Trust the Prozess‘

    ‚If you follow the path you’ll be brought to something really wonderful – something that comes from you but also came to you at the same time‘ – Elizabeth Gilbert, On Big Magic

  • Danke Joy, trust the process ist die Kunst und der Weg. Empfinde ich genauso und in Findhorn wird gerne von Magie gesprochen und dem Glauben an Wunder. So let’s belief in miracles. Thanks for your comment.